Multiday Packrafting mit Hund
Es ist November 2021. Eine lange und aufregende Saison liegt hinter uns, mit Touren und Kursen bis weit in den Herbst. Aber sie ist noch nicht ganz vorbei. Ein letztes Mal treffen sich abenteuerlustige PackrafterInnen dieses Jahr zu einem Multiday Basic Kurs. Zweibeinige Packrafter und vierbeinige Packrafter. Denn dieser Kurs ist anders. Nicht nur Menschen paddeln mit, sondern auch Hunde. Über das Jahr haben sich drei LWA-TeilnehmerInnen gesucht und gefunden, die nicht nur packraftingbegeistert sind, sondern ihr Hobby auch auf Mehrtagestouren mit ihrem besten, felligen Freund teilen wollen. Wir mögen solche ungewöhnlichen Projekte!
Dazu sind wir im November noch einmal auf dem Campingplatz Nahe-Alsenz-Eck zu Besuch. Dort, wo vor ein paar Monaten noch die Sonne auf entspannte Camper schien, klebt jetzt der Nieselregen auf den letzten Wohnmobilen und verlassenen Dauercamperwohnwägen. Fast schon gespenstisch, so ein Campingplatz im nebligen Novemberwetter, aber irgendwie auch sehr gemütlich.
Bei spätherbstlichen 6-10°C treffen wir uns am Samstagmorgen, um uns unter dem Vordach des Campingplatzkiosks dem ersten Teil des Kurses zu widmen: Dem Packen. Die große Frage: Was brauche ich auf einer Mehrtagestour? Begleitet von der zweiten großen Frage: Was kann ich zu Hause lassen? Stück für Stück packen wir ein, aus, um. Diskutieren verschiedene Packphilosophien und –systeme und beschäftigen uns außerdem noch mit der nächsten wichtigen Frage: Was ist mit dem Hund? Was braucht der Vierbeiner? Hier treffen drei erfahrene HundebesitzerInnen aufeinander, die schon das ein oder andere Outdoorabenteuer mit ihrem hechelnden Begleiter erlebt haben, und von deren Erfahrung jetzt alle gegenseitig profitieren. Geschichten, Erlebnisse und Erfahrungen werden ausgetauscht, Erkenntnisse gewonnen und Strategien für zukünftige Abenteuer ausgetüftelt.
Die große Frage: Was brauche ich auf einer Mehrtagestour? Begleitet von der zweiten großen Frage: Was kann ich zu Hause lassen?
Das alles bei gemütlichem Zusammensein in typischem Novemberwetter, versorgt mit heißen Getränken von Platzeigentümer Christoph.
Johannes ist schon lange draußen unterwegs und kann trotzdem nicht genug davon bekommen. Als ausgebildeter Wildnisführer und leidenschaftlicher Outdoor-Fotograf hat er sein Hobby zum Beruf gemacht.
Mehr über Johannes gibt es hier.
Nach diesem entspannten Start in den Tag wird es dann aber auch mal Zeit, zur Tat zu schreiten, wenigstens für einen Testlauf mit Mehrtagesgepäck, Boot und Hund. Viel Zeit bleibt heute nicht, es wird früh dunkel. Darum machen wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang am Naheufer entlang, ein paar hundert Meter bis zu einer geeigneten Einstiegsstelle. Die Verhältnisse sind perfekt, um das für Regenwetter konzipierte Umbausystem von Wandern auf Paddeln zu testen. Die Hunde wurden zum Glück von der Natur mit der besten Funktionskleidung überhaupt ausgestattet: Fell. Sie wundern sich wahrscheinlich nur, warum Frauchen und Herrchen sich in komische Plastikoveralls quetschen und legen sich geduldig wartend ins nasse Gras.
Die Hunde wurden zum Glück von der Natur mit der besten Funktionskleidung überhaupt ausgestattet: Fell. Sie wundern sich wahrscheinlich nur, warum Frauchen und Herrchen sich in komische Plastikoveralls quetschen und legen sich geduldig wartend ins nasse Gras.
Dann geht’s los. Packraft ist aufgebaut. Gepäck ist verstaut. Jetzt müssen nur die Hunde noch im Boot Platz nehmen wollen. Das klappt bei dem einen sehr gut, bei dem anderen gibt’s noch ein paar Startschwierigkeiten. Aber irgendwann sind wir unterwegs, die Landschaft um uns ist eine friedliche, fast schläfrige Stimmung getaucht.
Die Natur kommt zur Ruhe und wir gleiten mitten durch. Dazu die Hunde, wie Gallionsfiguren überblicken sie diese seltsame Szenerie von ihren bunten Booten.
Angekommen zurück am Campingplatz wird dieser erste Test einstimmig als erfolgreich bewertet. Jetzt heißt es, irgendwie alles zu trocknen so gut es geht (perfekte Übung für Touren im hohen Norden) und dann sitzen wir am Lagerfeuer zusammen. Wenn man so einen ganzen Tag im Freien verbringt, gewöhnt man sich schnell an den Rhythmus der Natur. Schon bald lodern die Flammen und in einem gusseisernen Topf beginnt das Käsefondue zu schmelzen. Gemütlichkeit von innen. Lange halten wir es nach dem Abendessen nicht mehr draußen aus. Wetter und Dunkelheit ziehen uns bald ins Bett, das in solchen Novembernächten nochmal viel gemütlicher wirkt.
Am Sonntag geht es dann daran, das am Vortag Besprochene bei einer Tageswanderung in die Tat umzusetzen. Nach einem kurzen Frühstück bei wunderbar erfrischendem Nieselregen besteigen wir mit gepacktem Mehrtagesrucksack den Rotenfels.
Steil schlängelt sich der Pfad durch die kahlen Bäume und bei jedem Schritt hat man das Gefühl, der Rucksack würde lieber in die andere Richtung laufen. Doch oben angekommen eröffnet sich uns ein Blick, der alle Mühen wert ist. Dicke Nebelschwaden verbergen die Sicht um den Rotenfels, doch immer wieder reißen sie kurz auf und man sieht die Nahe, wie sie sich schwarz und träge unter den Wolken zu verstecken scheint. Was für eine Szenerie! Ich merke mal wieder, dass man nicht weit schweifen muss, um sich in einer Landschaft weit weg und sehr klein zu fühlen.
Für die Hunde ist diese Wanderung ein Spaziergang. Alle drei sind aktive Sportler und die Bewegung gewöhnt. Auch wir genießen die Wanderung oben auf dem Fels entlang und wandern plaudernd wieder hinab Richtung Einstieg.
Angekommen an der Nahe merkt man , dass allen der Umbau vom Wandern zum Paddeln jetzt schon leichter von der Hand geht. Schnell ist das Gepäck verstaut und auch für die Hunde ist die Situation jetzt nicht mehr ganz so ungewohnt. Bald sitzen wir alle in den Booten, eingepackt im Trockenanzug und in wohlig warmer Unterwäsche. Die Nahe ist dunkel und träge und scheint sich vor dem Winter nur widerwillig noch ein letztes Mal für uns in Bewegung zu setzen.
Aufbauen an der Nahe – die Hunde können es kaum erwarten
Als wir am Fuß des Rotenfels vorbeifahren ist die Aussicht wie immer gigantisch. Allerdings wirkt der Fels in dieser Jahreszeit ganz anders. Der feuerrote Porphyr leuchtet nicht wie im Sommer gegen einen blauen Himmel. Auch er wirkt ein bisschen grauer, ein bisschen farbloser, ein bisschen müder. Dagegen wirken wir in unseren farbenfrohen Booten wie aus einer anderen Welt. Und ich glaube so fühlen wir uns auch. Kaum ein Mensch ist unterwegs, nicht zu Fuß, nicht mit dem Rad und schon gar nicht mit dem, halt Stop, doch da ist einer mit dem Ruderboot unterwegs!
Die im Sommer so belebten Uferpromenaden halten bereits Winterschlaf. Wir hingegen fühlen uns lebendig in dieser tristen Szenerie, die kalte Luft im Gesicht und das kalte Wasser um uns herum schärfen die Sinne und verbinden uns mit der Landschaft.
Ich denke, es ist für uns alle die letzte Paddeltour in diesem Jahr. Fröhlich klettern wir aus dem Wasser, packen ein letztes Mal unser Boot ein und wandern noch ein Stück zurück zum Campingplatz, um dort für dieses Jahr die Paddelsaison zu beschließen.