Das erste Mal Multiday Packrafting
Mehr als 20 Kilo? Ein bisschen perplex stehe ich auf der Zeltwiese in Monzingen an der Nahe und schaue meinen Rucksack kritisch an. Hmpf… Dabei sind da doch nur ein paar Sachen in meinem Rucksack.
Mein Boot. Paddel. Trocki. Frühstück. Der Kocher. Ein Topf. Wasser. Mein Schlafsack. Unser kleines Zelt. Trockene Klamotten zum Wechseln. Schokolade. Der Trockensack. Noch mehr Schokolade. Neoprenschuhe und -socken. Die Hardshell. Na gut, das ist also mein erstes Learning an diesem sonnigen Tag Ende April: Gewicht reduzieren ist mit Boot im Rucksack kein Luxus. 😉
Aber genau dafür bin ich ja hier: Zum Lernen. Wie packe ich und was packe ich für einen mehrtägigen Outdoortrip mit dem Packraft? Denn das habe ich bisher noch nie gemacht. Es ist der erste Tag von zwei Tagen der Premiere des neu eingeführten 2-tägigen Multiday Packrafting Kurs Basic.
Tag 1: Theorie, Kennenlernen, Paddeln
Nach einer gemütlichen Kennenlernrunde der anderen Teilnehmer – insgesamt sind wir zu siebt plus Guide Sebastian – auf der sonnigen Wiese bei frühlingshaften Temperaturen und einem leckeren Schokobüffet geht es erst einmal an die Theorie. Gemeinsam überlegen wir, was wir brauchen (könnten), wenn wir mehrere Tage autonom draußen unterwegs wären. Sebastian stellt uns sein System vor, leert seinen Rucksack und die einzelnen Packsäcke aus, um dann alles einzeln durchzugehen und all unsere Fragen zu beantworten. Ich bin erstaunt, wie viel mehr Teile und Ausrüstung da aus seinem Rucksack herauskommen. Und das bei fast gleichem Gewicht wie bei meinem Rucksack. Es ist also noch deutliches Optimierungspotenzial bei mir, aber das war mir schon vorab klar. 😉
Nach der Theorie-Einheit packen wir alles zusammen. So als würden wir jetzt losziehen, ab in die Wildnis. Am Rande des Campingplatzes bauen wir unsere Boote auf, dann geht’s auf das Wasser für einen kleinen Paddelkurs mit Kenterübung in der Abendsonne. Als wir schließlich wieder am Ufer ankommen und einpacken, beginnt es leicht zu regnen. Sebastian schmunzelt, während wir versuchen, unsere trockenen Sachen auch weiterhin trocken zu halten und alles schnell einzupacken. „Prima Übungsbedingungen, es ist viel zu langweilig, wenn nur die Sonne scheint.“ Stimmt, muss ich zugeben, der Lerneffekt ist so tatsächlich höher.
Zurück auf der Zeltwiese bauen wir im Nieselregen unsere Zelte auf, machen Feuer und bereiten gemeinsam unser Abendessen, das Käsefondue auf dem Lagerfeuer, vor. Ein leckerer, gemütlicher Abschluss von Tag 1.
Tag 2: Auf Tour
Am nächsten Morgen geht es schon früh los. Wir frühstücken, es gibt Kaffee, dann packen wir unsere Rucksäcke. Ich entscheide mich, wie einige meiner Mitteilnehmer, das nasse Zelt, die Isomatte und den Schlafsack auf dem Zeltplatz zu lassen, wir werden am Nachmittag wieder hierher zurück kommen. Entschärfte Bedingungen sozusagen.
Am Vormittag: Der Trekkingabschnitt
Ein Transfer holt uns am Campingplatz ab und fährt uns hinein in den Hunsrück, zum Start unserer Tagesetappe im Hahnenbachtal. Der heutige Abschnitt entspricht ungefähr dem letzten Tag der Hunsrück-Tour, es geht los mit einem Trekkingabschnitt bis nach Kirn. Es ist noch ganz still als wir losmarschieren, in den Wald hinein, immer den Markierungen des Soonwaldsteigs folgend. Ein erster Aufstieg. Über den Tälern liegt der Morgennebel, es beginnt, leicht zu nieseln, dann zu regnen. Was für eine Stimmung, was für ein schönes Gefühl! Und dieser besondere „Regen-im-Wald-Geruch“, herrlich.
Die Wanderstrecke ist anspruchsvoll, es geht über Pfade hinauf und hinab, weite Aussichten belohnen immer wieder für die Mühen. Klingt vielleicht abgedroschen, aber es ist genauso für mich. An einem besonders schönen Aussichtspunkt legen wir eine größere Pause ein, snacken und besprechen das Thema „Essen auf Tour“.
Ein schier unendliches Thema mit ganz unterschiedlichen Ansätzen und Möglichkeiten, tausenden von Fragen. Es gibt kein richtig oder falsch, gut ist, mit was man selber am besten klar kommt. Die Devise ist also auch hier: Ausprobieren und sich selbst kennenlernen. Wie auch immer, in diesem Moment weiß ich nur eines: Ich habe Hunger. 😉
Am Nachmittag: Der Flussabschnitt
Gegen Mittag erreichen wir schließlich Kirn, bei strahlendem Sonnenschein und wieder frühlingshaften Temperaturen. Am Ufer der Nahe, an der Mündung des Hahnenbachs, legen wir unsere Mittagspause ein. Eine Stunde lang genießen wir die Sonne, bereiten die Boote und unser Gepäck auf den nun folgenden Flussabschnitt vor und tauschen Erfahrungen aus.
Dann heißt es: Ab in die Boote und rauf auf den Bach. Ähm, die Nahe natürlich. Also, rauf auf den Fluss. Bis zum Campingplatz, unserem Ausgangspunkt von heute Morgen, werden wir ab hier zurück paddeln.
An einer Pausenstelle unterwegs folgt schließlich noch ein Reparaturworkshop: Was mache ich unterwegs, wenn mein Boot einen Riss bekommt oder ähnliches. Sebastian zeigt uns sein Reparaturset und ein paar Anwendungsmöglichkeiten. Zum wiederholten Mal ärgere ich mich, dass ich mir nichts zu Schreiben eingepackt habe. Wenigsten ein paar Notizen bei all dem spannenden und wichtigen Input hätte ich mir gerne gemacht. Ein weiteres Learning für mich also, für heute müssen es Handyfotos und schnelle Notizen tun.
Am späten Nachmittag erreichen wir, nach einem richtig schönen und mir teils schon vom Saisonabschluss bekannten Flussabschnitt mit ein paar wilderen Spielstellen, den Campingplatz wieder.
Die Boote aus dem Wasser, ein Abschlussfoto in voller Montur, dann abbauen, zusammenpacken. Anschließend setzen wir uns noch einmal in der Wiese zusammen, es fühlt sich fast an wie Sommer, besprechen den Kurs und die vergangenen anderthalb Tage.
Spannend, anstrengend, lehrreich, sehr schön – so würde ich sie charakterisieren. Ich für meinen Teil habe viel mitgenommen und empfand den Kurs als genau das „Schnuppern“ in mehrtägige Land-Fluss-Unternehmungen, das ich erwartet hatte.
Hier schreibt Cora, bei LWA für Social Media verantwortlich und bei diesem Kurs Teilnehmerin. Naturverliebt, outdoorbegeistert und die Kamera meistens im Anschlag ist sie gerne draußen und schreibt darüber auch auf ihrem Blog Green Shaped Heart. Mehr über Cora gibt es auch hier.
3 Kommentare
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E-tumleH
Eine spannende Geschichte, so eine mehrtägige Tour. Habe ich selbst jetzt erst einmal gemacht, plane das aber für 2024 noch mehrfach zu wiederholen.
Wenn das ganze, wie hier beschrieben, dann auch Wissenswertes vermittelt, klasse.
Viele Grüße und alles Gute – und viel Spass in der Natur/auf dem Wasser – für das Neue Jahr.
Helmut
Cora
Hallo Helmut,
danke sehr für deine Kommentar, auch dir ein gutes neues Jahr und viele spannende Abenteuer! Wir wünschen dir viel Freude beim Ausprobieren deiner mehrtägigen Touren.
Viele Grüße,
Cora